Im letzten Artikel hatte ich euch ja erzählt, dass meine Chefin nun wirklich die Führung übernehmen, mir also meine Position streitig machen will. Und ich kann euch sagen, da setzt sie wirklich alles dran. Unter anderem achtet sie sehr darauf, dass meine Rute sich nicht mehr nach oben kringelt, ein Zeichen, dass ich die Chefposition inne habe, und ich keine anderen Rüden mehr anpöbel. Sie gibt sich echt Mühe, aber ich wäre ja nicht Ole der Border, wenn ich sie nicht immer rechtzeitig durchschauen würde.
Diese Woche waren wir im Park üben. Die ersten Rüden, die uns entgegen kamen, hab ich erstmal heftig angemacht. Meine Chefin wurde aber immer schneller mit ihren Reaktionen.
Dann durfte ich mit dem Dackelbaby „Theo“ spielen. Der war ja ganz nett und eigentlich auch noch keine richtige Konkurrenz, aber als er mir zwischen die Vorderfüße geraten ist und sein Nacken direkt vor meinen Augen war, konnte ich nicht widerstehen und wollte meine Zähne dort hineinbringen. Meine Chefin war, zum Glück von Theo, schneller. Allerdings wuchs auch ihr Frust.
Dann musste ich wieder die ganze Zeit hinter ihr her laufen, durfte nicht markieren und meine Rute musste unten bleiben. Sagt mal ehrlich, das ist doch nicht mehr schön. Und das nur, weil ich artgemäß alle anderen Rüden aus meinem riesengroßen Revier vertreiben will. Na ja, aber wie schon gesagt, ich habe auch hier Spaß und für mich eine Lösung des Problems gefunden.
Da kam uns nämlich Herr Königspudel entgegen, hocherhobenen Kopfes, so ein arroganter Kerl. Normalerweise hätte ich mich jetzt angeschlichen, um im geeigneten Moment loszuspringen, nach dem Motto: „auf ihn mit Gebrüll“. Jetzt aber bin ich neben meiner Chefin an lockerer Leine gelaufen, die Rute unten. Chefin erstmal in Sicherheit wiegen. Ich konnte förmlich spüren, wie sie innerlich triumphierte. Und als der Pudelmann vorbei war und meine Chefin voller Freude ihre Aufmerksamkeit minimal verminderte, hab ich mich blitzschnell umgedreht und bin auf Herrn Pudel losgegangen. Chefin´s Freude schlug augenblicklich in tiefe Verzweiflung um. Sie tat mir fast leid — ach nein, doch nicht.
Aber ich fürchtete Konsequenzen. So hab ich abends beim Crossdogging, in der Hundeschule, super gut mitgearbeitet. Ich war ja auch auf die Leckerlies dringend angewiesen, weil ich den ganzen Tag noch nichts gefressen habe. Die Laune meiner Chefin besserte sich dadurch wieder etwas.
Heute morgen ist sie mit mir im Halbdunkel losgegangen, damit wir niemanden treffen und ich mal wieder ohne Leine nach Herzenslust rennen kann.
Das da hinten am Horizont bin ich.
Ich werde euch weiter berichten, wie unsere Rangordnungskämpfe weiter gehen. Ich werde es meiner Chefin nicht einfach machen, ich möchte ja schließlich das Prinzchen bleiben.
Euer Ole